Was Ihnen bisher niemand über Dolmetschen gesagt hat
An eine Karriere als DolmetscherIn denken die meisten Menschen zunächst nicht. Und das, obwohl es ein Beruf mit großem Einfluss und vielfältigem Anwendungsbereich ist, der Menschen aus verschiedenen Kulturen mit verschiedenen Muttersprachen eine reibungslose Kommunikation ermöglicht.
In diesem Beitrag erläutern wir drei Probleme, denen sich Dolmetscher in ihrer täglichen Arbeit gegenüber sehen und wie sie diese überwinden, um ein qualitatives Ergebnis zu liefern.
- Der Redner vergisst, dass Dolmetscher anwesend sind.
Lassen Sie mich darauf etwas näher eingehen: Sie werden als Dolmetscher beauftragt, spanischen Rednern dabei zu helfen, mit einem tschechischen Publikum zu kommunizieren. Was könnte dabei wohl schief laufen?
Der erste Redner ist ein energiegeladener Mann, der viel gestikuliert und mit Freude so schnell spricht, wie er kann.
Sie machen sich bereit, mit dem Dolmetschen zu beginnen. Der Redner beginnt seinen Vortrag mit der Geschwindigkeit eines Rappers. Ein Wort nach dem anderen verlässt seinen Mund und das so schnell, dass Sie nicht mehr mitkommen.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Redner obendrein sogar noch einige spanische Witze einbaut (dazu später mehr) und Sie fragen sich, warum der Mann nicht daran denkt, was er Ihnen damit antut.
Da sitzen Sie also in Ihrer Dolmetscherkabine und geben Ihr Bestes, um den schnellen Vortrag für Ihre tschechischen Zuhörer möglichst verständlich zu übertragen, die währenddessen mit einem amüsierten Grinsen im Gesicht dasitzen.
Ein ganz normaler Tag im Leben eines Dolmetschers.
Auch wenn dieses Beispiel vielleicht etwas übertrieben dargestellt ist, haben sich einige Dolmetscher durchaus in einer Situation wiedergefunden, in der der Redner wenig Rücksicht auf den Dolmetscher und seinen Job genommen hat.
Um dieses Problem zu bewältigen, ist es hilfreich, so viel Hintergrundrecherche wie möglich über den Redner und die Personen, die Sie dolmetschen, anzustellen. Machen Sie sich mit deren Vortragsstil vertraut und bereiten Sie sich entsprechend vor.
- Es muss ALLES übersetzt werden.
Kennen Sie die Szenen in Filmen, in denen Dolmetscher bei Verhandlungen ins Schwitzen geraten, da ihr Chef – ein sehr gefährlicher Mann – soeben einen noch viel gefährlicheren Mann beleidigt hat? Es ist nun die Aufgabe des Dolmetschers das Ganze, nun ja, zu dolmetschen.
Das ist natürlich ein weiteres extremes Beispiel, verdeutlicht aber die schwierige Situation, in die ein Redner den Dolmetscher bringen kann und oft auch tut.
Sie müssen oft nach Möglichkeiten suchen, ungelenke Formulierungen möglichst höflich zu verpacken, ohne dabei die Bedeutung zu verändern.
Es kann vorkommen, dass ein Redner den anderen unabsichtlich beleidigt. Hier kommen Sie ins Spiel, indem Sie die Katastrophe gekonnt abwenden.
Das nächste Mal, wenn Sie einem Dolmetscher begegnen, umarmen Sie ihn oder sie. Sie haben einen harten Job!
- Humor und Sarkasmus.
Nichts bringt mehr Schwung in einen Vortrag als ein paar gut platzierte Witze, um das Publikum aufzuwärmen. Es sei denn, Sie sind der Dolmetscher und müssen einen typisch britischen Witz für ein chinesisches Publikum übersetzen, das weder die Referenz noch den Witz selbst versteht.
Sarkasmus ist noch schlimmer und kann schnell als Beleidigung aufgefasst werden, wenn er nicht richtig übertragen wird.
Den Dolmetschern bereitet es dabei oft Kopfschmerzen, einen Witz so zu übersetzen, dass dieser nicht flach rüberkommt. Oder wie man im Englischen sagt: flatter than a pancake. Sehen Sie, was ich hier gemacht habe? Ein gutes Beispiel für eine englische Redewendung. Stellen Sie sich vor, ein Dolmetscher muss in Echtzeit versuchen, die Bedeutung des Witzes für polnische Zuhörer zu übertragen und sie zum lachen zu bringen.
Letztendlich helfen Erfahrung, Recherche und Übung dabei, dieses Dilemma zu meistern. Dolmetscher haben oft Schwierigkeiten dabei, den richtigen Kontext für die Übertragung von Witzen und Humor zu finden. Aber mit der Zeit wird das einfacher.
- Kultur
Ein Dolmetscher lernt niemals aus. Wörterbücher und Thesaurus sind nur ein Bruchteil der erforderlichen Vorbereitung.
Und natürlich werden Sie ohne überdurchschnittliche Kenntnisse in Ihren Arbeitssprachen auch nicht zum Dolmetscher.
Kulturelle Achtsamkeit und Integration sind sogar noch wichtiger, denn Sprache ist mehr als nur Worte.
Als Dolmetscher müssen Sie umfassende Kenntnisse zu Redewendungen, Jargon, Slang und Umgangssprache mitbringen. Nur so können Sie die tatsächliche Bedeutung des Gesprochenen wahrheitsgemäß übertragen.