Die Rolle des Kontextes bei der Lokalisierung – ein Einblick in die Hintergrundabläufe
Wenn es eine Sache gibt, die man in der Übersetzungs- und Lokalisierungsbranche lernt, dann ist es die Tatsache, dass Sprache eine sehr heikle Angelegenheit sein kann.
Unser Zusammenleben als Menschen in einer multikulturellen Welt bedeutet, dass dieselben Wörter und Begriffe in verschiedenen soziokulturellen Gruppen oft unterschiedliche Bedeutungen haben. Ein gutes Beispiel ist das Wort „Fußball“ – es hat, je nachdem, ob es im Kontext von British English oder American English ausgelegt wird, eine unterschiedliche Bedeutung.
Während Briten und Amerikaner sich darüber streiten mögen, wer den richtigen Begriff verwendet, möchte ich Ihnen die Schritte zeigen, die bei Janus unternommen werden, um sicherzustellen, dass alle Begriffe in unseren Übersetzungs- und Lokalisierungsprojekten in Übereinstimmung mit dem lokal gegebenen Kontext des jeweiligen Wortes übersetzt werden.
Gehen wir noch einmal zurück auf unser „Fußball“-Beispiel von oben: Würden wir Inhalte über ein Produkt im Zusammenhang mit Fußball für den amerikanischen Markt lokalisieren, würden wir nicht „football“ sondern den Begriff „soccer“ verwenden, da dies dem lokalen Sprachgebrauch in der amerikanischen Sportkultur entspricht.
Direkte word-by-word-Übersetzungen sind bei uns nicht gern gesehen, da sie im Ergebnis in der Sprache, in die Sie lokalisieren, möglicherweise nicht die gleiche Aussage wiedergeben. Bei der Lokalisierung berücksichtigen wir Faktoren wie Alter und Typ der Zielgruppe, Benutzererfahrung, Narrativ usw.
Manchmal kommt es vor, dass der Kunde vor Aufnahme des Lokalisierungsprozesses ein Glossar für den Haupttext wünscht, das wir für ihn erstellen sollen, und dass der Kontext für die zu verwendenden Begriffe festgelegt wird. Basierend auf unserer Erfahrung ist das nicht die beste Lösung.
Warum?
Ein Glossar soll bestimmungsgemäß die vollständige Bedeutung von Begriffen abbilden, und Kontext-Verfehlungen können Sie sich nicht leisten, insbesondere wenn Sie versuchen, in einem neuen Markt Fuß zu fassen.
Wir gehen etwas anders vor.
Wir stellen ein Glossar im Zuge der Lokalisierung des Haupttextes zusammen, was uns erlaubt, den jeweiligen Kontext zu erkennen und die Begriffe in Konformität mit diesem Kontext zu lokalisieren.
Danach folgt der nächste Schritt: die Qualitätssicherung. In den Fällen, in denen uns eine besondere Anforderung des Kunden vorliegt, prüfen wir zusätzlich, ob die aufgenommenen Begriffe mit den lokal geltenden Sprachregeln und -konventionen übereinstimmen.
Es kommt vor, dass wir beauftragt werden, ein Glossar von Grund auf neu aufzubauen, und so gehen wird dann vor.
Wir stellen den an einem Projekt arbeitenden Übersetzern den Zugriff auf die TB (Terminologiedatenbank) zur Verfügung. Das bedeutet, die involvierten Übersetzer nutzen ihre Sprachkenntnisse und Erfahrungen, um Glossarbegriffe zu definieren und zu gruppieren. Bei der Lokalisierung von Videospielen umfassen Glossarbegriffe für gewöhnlich Namen der Charaktere, Eigennamen, Fähigkeiten, Gegenstände, Fertigkeiten, Ressourcennamen, Belohnungen usw. Diese werden in das Glossar aufgenommen und dann den Benutzern der CAT-Tools (CAT = computer-aided translation) als kontextbezogene Übersetzungsvorschläge angezeigt, wodurch bessere und konsistentere Übersetzungsergebnisse erreicht werden.
Dabei handelt es sich natürlich um einen Prozess, der stetig weiterentwickelt wird. Das Glossar wird vom Team häufig aktualisiert und erweitert, sobald neue Informationen verfügbar werden.
Darauf folgt ein QA-Check (Qualitätssicherung), um die Konsistenz und ordnungsgemäße Verwendung jedes Begriffs im Glossar zu überprüfen.
Hier sind 5 weitere Schritte angeführt, die wir unternehmen, um die kontextgemäße Verwendung der Begriffe in unserem Lokalisierungsprozess sicherzustellen.
- Wir verwenden Informationen aus dem LK (Lokalisierungskit): Erfahrung hat gezeigt, dass Lokalisierungskits häufig kontextbezogene Informationen enthalten.
- Wir fragen stets das gesamte Referenzmaterial und alle Unterlagen für ein Projekt an, weil wir dadurch auf mehr Kontext bei der Übersetzung des zu lokalisierende Haupttextes bauen können.
- Wir stellen unseren Kunden Q&A-Spreadsheets zur Verfügung, über die unser Team zusätzliche kontextbezogene Materialien anfordern kann, die für die Unterstützung des Arbeitsprozesses förderlich sind.
- Wir arbeiten eng mit den Mitarbeiterteams des Kunden zusammen (z. B. Webentwickler im Falle einer Website und Spieleentwickler, wenn es um Videospiele geht).
- Wir setzen unser internes AAF-Framework (siehe unten) ein, um sicherzustellen, dass jedes Projekt die linguistische Qualitätssicherung (LQA = Language Quality Assurance) besteht.
AAF-Framework kurz erklärt.
Analytics – Analytik: Eine Bewertung der Anzahl der Übersetzungsfehler.
Adequacy – Angemessenheit: Hierbei wird geprüft, wie gut die Übersetzung in der Zielsprache die Grundaussage des Originaltextes wiedergibt.
Fluency – Lesbarkeit: Evaluierung der Lesbarkeit der Übersetzung: Liest sich der Text so, als wäre es ein Originaltext? Oder liest sich der Text wie eine word-by-word-Übersetzung?
Sie sehen also: Wir wissen, wie wichtig der Kontext für die Lokalisierung ist. In der Tat macht der Kontext manchmal einen gravierenden Unterschied aus, wenn man zwischen der richtigen Lokalisierung und word-by-word-Übersetzung vergleicht.
Wir hoffen, dieser Einblick in unser Vorgehen bei der Berücksichtigung des Kontextes im Zuge der Erstellung von erstklassigen Lokalisierungsergebnissen für unsere Kunden hat Ihnen gefallen.